Diakonie Sozialstation unterstützt bei Fragen rund um Demenz
Vor zwei Jahren, im September 2022, fand der erste Abend für Angehörige von an Demenz erkrankten Menschen der Diakonie Sozialstation in Kork statt. „An diesem ersten Abend waren elf ratsuchende Gäste vor Ort. Die Gespräche haben einmal mehr gezeigt, wie wichtig eine solche Veranstaltung ist“, so Karin Kraus, Demenzfachkraft und zusammen mit Michael Discher, Geschäftsführer der Diakonie Sozialstation, Gründerin der Angehörigengruppe. Die Anliegen sind dabei vielfältig. Eine Besucherin beispielsweise versorgt ihren an Demenz erkrankten Vater und ihre Mutter. „Hier ist die Belastung sehr groß, weil die Eltern unterschiedliche Bedürfnisse haben. Die Tochter ist selbst berufstätig, muss den Tag für Vater und Mutter strukturieren, für den Vater einen Platz in der Tagespflege suchen und die Körperpflege für beide organisieren. Erschwerend kommt hinzu, dass die Tochter Bedenken hat, weil sie täglich mit der Abwehrhaltung des Vaters konfrontiert ist“, berichtet Kraus. In der Angehörigengruppe konnte eine Strategie entwickelt werden, die sie nach und nach in ihren Alltag integrieren konnte. Nach einiger Zeit waren alle Beteiligten zufrieden. Der Vater geht wider Erwarten begeistert in die Tagepflege. Ein Pflegedienst unterstützt die Eltern bei der Körperpflege.
„Es gibt aber auch sehr schwierige Fälle, die mich auch nach der Gruppenstunde beschäftigen. Eine Ehefrau berichtete in den Gruppenabenden von der Situation mit ihrem Mann. Die Demenz konnte nie diagnostiziert werden, weil er alle Arzttermine ablehnte. Er entwickelte Ängste, Wahnvorstellungen und fühlte sich ständig bedroht. Die Situation spitzte sich so zu, dass er versuchte, sich mit Messern zu verteidigen. Da hier auch eine Gefährdung der Ehefrau vorlag, mussten wir anregen, einen gerichtlichen Betreuer einzuschalten. Dieser hat veranlasst, dass der Mann in eine geschlossene Demenzstation gebracht wurde. Dort wird er gefördert, aktiviert und er hat sich sehr gut eingelebt. Auch medikamentös konnte er eingestellt werden. „Die Ehefrau wurde von mir intensiv mental unterstützt. Sie berichtet, dass er jetzt ausgeglichen ist und im Rahmen seiner Möglichkeiten kommunizieren kann. Von sich selbst sagt sie, dass sie wieder Lebensqualität empfindet, weil sie keine Angst mehr um ihn hat“, erzählt die Demenzfachkraft. In der Angehörigengruppe konnte sie ihre Erfahrungen mit Betroffenen in der gleichen Situation teilen.
„Demenz hat viele Gesichter. Die Anstrengung, dies mit den Liebsten zu tragen, ist für die Angehörigen enorm. Ich ziehe den Hut vor allen, die Hilfe suchen und sich dieser schwierigen Aufgabe stellen. Demenz ist immer noch stigmatisiert“, sagt Karin Kraus.
In der Angehörigengruppe gibt es Gäste, die regelmäßig kommen, um sich auszutauschen. Andere kommen ab und zu, um sich neue Impulse zu holen, weil sie sich durch den veränderten Krankheitszustand auf neue Situation einstellen müssen. Manche Teilnehmer kommen nur einmal. Sie sind noch nicht bereit, sich auf das Thema einzulassen. Karin Kraus: „So schlimm es klingt, der Leidensdruck ist dann noch nicht groß genug. Wenn er dann da ist, sollte es so schnell wie möglich gehen. Tagespflege, Pflegedienst, Haushaltshilfe …. Alles müsste dann in kürzester Zeit organisiert werden. Das ist aber in der heutigen Zeit nicht machbar, weil der Pflegenotstand das nicht zulässt. Ich rate jedem, sich frühzeitig zu informieren und auch frühzeitig Hilfe anzunehmen.“
Bei der Beantragung eines Pflegegrades hilft Herr Discher weiter. „Die Formulare sind für viele Angehörige schwer zu verstehen. Hier helfen wir gerne weiter“, so Michael Discher.
Der nächste Angehörigenabend findet am Donnerstag, den 26. September von 18.00 bis 20.00 Uhr statt. Treffpunkt ist die Tagespflege „Zur Guten Hofstatt“ in Kork, Gute Hofstatt 3.
Neue Teilnehmer werden gebeten, vorher anzurufen, um bei der Anmeldung kurz die Situation zu schildern. Tel: (07851) 84-1700 oder per Mail: kkraus@sozialstation-kehl.de