Mit einem Gottesdienst und einem Festakt mit vielen Gästen wurde am Mittwoch, 5. Juni, das zehnjährige Jubiläum der Inklusionswäscherei Textil-Service Kork gGmbH (TSK) in der Kreuzkirche der Diakonie Kork begangen.
“Wir feiern heute ein ganz besonderes Unternehmen“, sagte der Vorstand der Diakonie Kork, Frank Stefan. Dem Textil-Service Kork sei es gelungen, den Spagat zwischen einem wirtschaftlich arbeitenden Betrieb, der sich am Markt behaupten kann, und einem gemeinnützigen Unternehmen zu schaffen, das sich auf die Fahnen geschrieben hat, Menschen Arbeit zu geben, die aufgrund einer Beeinträchtigung nur schwer oder gar keinen Arbeitsplatz finden. Von den 33 Beschäftigten des TSK haben 14 eine Beeinträchtigung.
Der Textil-Service Kork ist ein gemeinschaftliches Unternehmen der Diakonie Kork und einem gewerblichen Partner, dem Textil-Service Ilse GmbH aus Baden-Baden. „In der Diakonie versuchen wir das, was wir sonntags geschützt hinter dicken Kirchenmauern erzählen, von Montag bis Freitag mit Leben zu füllen“, sagte Frank Stefan. Arbeit sei nicht nur ein Mittel, um den Lebensunterhalt zu verdienen, sondern gebe Menschen das Gefühl, etwas leisten zu können, gebraucht zu werden, wichtig und wertvoll zu sein. „Der Textil-Service Kork ist ein Inklusionsunternehmen, das auch Menschen nach Tariflohn bezahlt, die nicht so leistungsfähig sind wie es unsere Höher-schneller-weiter-Gesellschaft gerne hätte“, sagte er.
Die Geschäftsführerin des Textil-Service, Elke Hildebrand, ließ die Entstehungsgeschichte des TSK Revue passieren. Bereits 2005 wurde geprüft, wie man die alte, in die Jahre gekommene Wäscherei, die sich damals neben der Kreuzkirche befand, ersetzen könne. Daraus entstand die Idee, der sozialpolitischen Aufgabe der Diakonie Kork Rechnung zu tragen und ein inklusives Unternehmen zu schaffen, das dennoch wirtschaftlich arbeitet. In Ingo Schön, Geschäftsführer des Textil-Service Ilse aus Baden-Baden, wurde ein kompetenter Berater, Projektbegleiter und letztlich auch Geschäftspartner gefunden. Nach der Zusage verschiedener Fördermittel vom Kommunalverband für Jugend und Soziales und der Aktion Mensch erfolgte im Mai 2013 der Spatenstich zu dem gemeinsamen Projekt.
Nach einer Bauzeit von einem Jahr nahm die neue Wäscherei auf dem Gelände der Diakonie Kork im Juni 2014 die Arbeit auf, ausgestattet mit modernster Technologie und Maschinen. Waren es anfangs fünf Menschen mit Beeinträchtigung, die dort Arbeit fanden, ist ihre Zahl inzwischen auf 14 gestiegen. Im Lauf der Jahre konnten 13 Pflegeeinrichtungen als externe Kunden hinzugewonnen werden, der Umsatz stieg von 1,4 Millionen Euro (2015) auf 2,5 Millionen Euro im Jahr 2023.
2,5 Tonnen Wäsche werden pro Tag beim TSK angeliefert – Bettwäsche, Kleidung der Bewohner, Arbeits- und Schutzkleidung der Mitarbeitenden der Diakonie Kork – sowie die Wäsche der externen Kunden. Jedes Wäschestück erhält einen Patch, auf dem gespeichert ist, wem das gute Stück gehört und wie es gewaschen werden muss. Der Patch wird mittels Scanner ausgelesen und ein ausgeklügeltes System mit optischen und akustischen Signalen zeigt den Mitarbeitenden, wo das Wäschestück nach dem Waschen und Trocknen einsortiert werden muss.
„Die TSK möchte als Teil der Gesellschaft daran mitarbeiten, dass Vielfalt selbstverständlich ist“, sagte Elke Hildebrand. Vielfalt bedeute, dass alle Menschen unterschiedlich sind, aber trotzdem zusammengehören. Geplant ist, noch mehr digitale Systeme zu nutzen, um die Arbeitsplätze langfristig zu sichern, beispielsweise mit einer Coaching-App. „Die App unterstützt Menschen mit Behinderung, in ihrer Tätigkeit selbstständiger und selbstbewusster zu werden“, so die Geschäftsführerin.